Programm - Beschreibung | |||
1. – 30.September 2009 Ein fiktiver Dialog der Biografien von Vorstellungen im Sommer 2009 im Dokumentationszentrum Prora „Der Kaiser von Atlantis oder Die Todt-Verweigerung“ Spiel in einem Akt mit Musik von Viktor Ullmann und dem Libretto von Viktor Ullmann und Petr Kien. Dokumentarisches Musiktheater in einer Produktion von Herbert Gantschacher (Buch und Regie) und Erich Heyduck (Gestaltung und Schnitt) Diese Oper Viktor Ullmanns ist sein heute weltweit bekanntestes Werk. Komponiert hat Ullmann diese Oper 1943/44 im Konzentrationslager Theresienstadt. Bislang wurde die Komposition dieses Werkes immer mit der Situation in Verbindung gebracht. Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass Ullmann bei der Arbeit an diesem Werk auf seine Kriegserlebnisse und Kriegserfahrungen im 1. Weltkrieg zurückgriff. Diese Einflüsse sind sowohl im Text des Librettos als auch in der Musik sichtbar und hörbar. Um diese Forschungsergebnisse auch einem Publikum künstlerisch sicht- und erlebbar zu machen, haben sich der Regisseur Herbert Gantschacher und der Filmemacher Erich Heyduck zu einer ungewöhnlichen Realisierung der Oper in Form des dokumentarischen Musiktheaters entschlossen, die hier zum ersten Mal präsentiert wird. Vorstellungen im Sommer 2009 im Dokumentationszentrum Prora
Ein solches Beispiel ist der frühere Direktor des Kriegsarchivs im Österreichischen Staatsarchiv, Edmund Glaise von Horstenau. Dieser Herr Horstenau ist nämlich einer jener Offiziere der k.u.k. Wehrmacht, deren Karriere dann in Hitlers Wehrmacht ihre Fortsetzung fanden. Glaise-Horstenau war von 1925 bis 1938 Direktor des Kriegsarchivs und als solcher auch Herausgeber des siebenbändigen Werkes von „Österreich-Ungarns letzter Krieg“ in den Jahren von 1931 bis 1935. Dieses siebenbändige Werk ist geprägt von Kriegsverdrängung und schönt die Kriegsereignisse (außerdem sind in diesen Bänden teilweise Karten mit falschen Angaben vorhanden; so wird also von kriegführenden Personen selbst die Geschichte geschrieben, eben geschönt und verdrängend!). In der austrofaschistischen Ständestaatdiktatur ist er seit 1934 Staatsrat und wird 1936 zum Bundesminister ohne Portefeuille ernannt durch Schuschnigg verbunden mit der politischen Absicht, der Verbindungsmann zu deutschnationalen Kreisen zu sein. 1938 wird er im Kabinett von Seyß-Inquart Vizekanzler, nach dem Anschluss wird Glaise-Horstenau Mitglied der Landesregierung unter Reichsstatthalter Seyß-Inquart. Im zweiten Weltkrieg ist er von 1941 bis 1944 Bevollmächtigter General in Kroatien und macht auch Lageberichte über die Deportationen und Massenmorde an Juden. Ab November 1945 ist er bei den Nürnberger Prozessen Zeuge der Anklage. Da Glaise-Horstenau damit rechnen musste, dass er nach Belgrad ausgeliefert werden wird (wie Alexander Löhr, auch ein ehemaliger Offizier der k.u.k. Wehrmacht und im Vernichtungskrieg in Hitlers Wehrmacht verantwortlich unter anderem für die Kriegsführung am Balkan), begeht Glaise-Horstenau am 20.Juli 1946 Selbstmord. Hier sind noch andere Namen von Offizieren angeführt, die im Ersten Weltkrieg in der k.u.k. Wehrmacht dienten und dann auch in Hitlers Wehrmacht Karriere machten: Franz Böhme, Lothar Rendulic, Alexander Löhr (sie haben ja schon in der k.u.k. Wehrmacht gelernt, wie ein Vernichtungskrieg zu führen ist – siehe auch „Die Nieuwe Amsterdammer“ vom 20.1.1917 oder Ernst Friedrichs „Krieg dem Kriege“ 1924). Die Nationalsozialisten konnten sich also bei der Errichtung ihres Terrorstaates und der industrialisierten Massenvernichtung auf eine bereits seit Jahrzehnten bestehende Forderung des katholischen Piusvereins stützen. Herr Ratzinger führt nun in der Rolle und Kostüm als „Benedict XVI“ die Kirche zurück zu ihren wahren Wurzeln. Dass er dabei die geleistete Arbeit von Johannes XXIII. Und Paul VI. zerstört, ist ihm egal. Klosterruine Arnoldstein |