Krieg ist daDa
Programm 2009
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1. – 30.September 2009

Ein fiktiver Dialog der Biografien von
Viktor Klemperer und Robert Ley
eingerichtet von Herbert Gantschacher,
Katharina und Jürgen Rostock


„Chronik 1933 – 1945“ beschäftigt sich in einem fiktiven Dialog mit den Biografien von Viktor Klemperer (überlebte den Holocaust mit viel Glück in Dresden) und Robert Ley (dem Leiter der Deutschen Arbeitsfront und der Freizeitorganisation KdF „Kraft durch Freude“ in Hitlers Drittem Reich). Robert Ley propagierte 12 Jahre lang den schönen Schein des Nationalsozialismus. Selbst im April 1945 glaubte er noch an eine Wunderwaffe, die des Führers barbarisches Reich noch retten könnte: „Die Todesstrahlen sind erfunden ! Eine ganz einfache Apparatur, die wir in großen Mengen herstellen können. Ich habe die Unterlagen studiert, es besteht kein Zweifel. Es gibt den Ausschlag !“ Im Mai 1945 wurde er in der Nähe von Berchtesgaden von amerikanischen Soldaten festgenommen. Dem Urteilsspruch des Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses entzog er sich am 25. Oktober 1945 durch Selbstmord.
Diese Propaganda wird entlarvt durch die Wirklichkeit der Biografie von Viktor Klemperer, der 1920 das Lehramt für Romanistik an der Technischen Hochschule in Dresden erhielt, aus dem er 1935 wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen wurde. Mit viel Glück überlebten er und seine Frau. Während der ganzen Zeit hat Klemperer akribisch Tagebuch geführt, wäre er dabei erwischt worden, hätte das unweigerlich seinen Tod zur Folge gehabt. Aber wie gesagt, er hatte Glück, 1945 wurde er ordentlicher Professor an der Technischen Hochschule in Dresden, 1947 erschien seine Sprachanalyse des Dritten Reiches „LIT“ (Lingua Tertii Imperii), 1953 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Klemperer lehrte bis 1960 an den Universitäten in Greifswald, Halle und Berlin. 1960 verstarb er in Dresden. Die Gegenüberstellung der Biografien entlarvt auch die Behauptung, dass es im Dritten Reich eine ordentliche Beschäftigungspolitik gegeben hat.

Vorstellungen im Sommer 2009 im Dokumentationszentrum Prora
http://www.proradok.de





„Der Kaiser von Atlantis oder Die Todt-Verweigerung“

Spiel in einem Akt mit Musik von Viktor Ullmann und dem Libretto von Viktor Ullmann
und Petr Kien. Dokumentarisches Musiktheater in einer Produktion von Herbert Gantschacher (Buch und Regie) und Erich Heyduck (Gestaltung und Schnitt)

Diese Oper Viktor Ullmanns ist sein heute weltweit bekanntestes Werk. Komponiert hat Ullmann diese Oper 1943/44 im Konzentrationslager Theresienstadt. Bislang wurde die Komposition dieses Werkes immer mit der Situation in Verbindung gebracht. Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass Ullmann bei der Arbeit an diesem Werk auf seine Kriegserlebnisse und Kriegserfahrungen im 1. Weltkrieg zurückgriff. Diese Einflüsse sind sowohl im Text des Librettos als auch in der Musik sichtbar und hörbar. Um diese Forschungsergebnisse auch einem Publikum künstlerisch sicht- und erlebbar zu machen, haben sich der Regisseur Herbert Gantschacher und der Filmemacher Erich Heyduck zu einer ungewöhnlichen Realisierung der Oper in Form des dokumentarischen Musiktheaters entschlossen, die hier zum ersten Mal präsentiert wird.

Vorstellungen im Sommer 2009 im Dokumentationszentrum Prora
http://www.proradok.de/

 


„Die k.u.k. Wehrmacht und Hitlers Wehrmacht“

Vor sechzig Jahren hat der zweite Weltkrieg begonnen (und damit der Versuch der Ergebniskorrektur des Ersten Weltkriegs). Daher wird ARBOS gemeinsam mit dem Dokumentationszentrum Prora eine Konferenz zum Thema „Die k.u.k. Wehrmacht und Hitlers Wehrmacht“ auseinandersetzen anhand von Karrieren von Offizieren, die die einen aus der k.u.k. Wehrmacht in die höchsten Ränge in Hitlers Wehrmacht führten, und die die anderen aus der k.u.k. Wehrmacht in die Konzentrationslager Hitlers führte.

Ein solches Beispiel ist der frühere Direktor des Kriegsarchivs im Österreichischen Staatsarchiv, Edmund Glaise von Horstenau. Dieser Herr Horstenau ist nämlich einer jener Offiziere der k.u.k. Wehrmacht, deren Karriere dann in Hitlers Wehrmacht ihre Fortsetzung fanden. Glaise-Horstenau war von 1925 bis 1938 Direktor des Kriegsarchivs und als solcher auch Herausgeber des siebenbändigen Werkes von „Österreich-Ungarns letzter Krieg“ in den Jahren von 1931 bis 1935. Dieses siebenbändige Werk ist geprägt von Kriegsverdrängung und schönt die Kriegsereignisse (außerdem sind in diesen Bänden teilweise Karten mit falschen Angaben vorhanden; so wird also von kriegführenden Personen selbst die Geschichte geschrieben, eben geschönt und verdrängend!). In der austrofaschistischen Ständestaatdiktatur ist er seit 1934 Staatsrat und wird 1936 zum Bundesminister ohne Portefeuille ernannt durch Schuschnigg verbunden mit der politischen Absicht, der Verbindungsmann zu deutschnationalen Kreisen zu sein. 1938 wird er im Kabinett von Seyß-Inquart Vizekanzler, nach dem Anschluss wird Glaise-Horstenau Mitglied der Landesregierung unter Reichsstatthalter Seyß-Inquart. Im zweiten Weltkrieg ist er von 1941 bis 1944 Bevollmächtigter General in Kroatien und macht auch Lageberichte über die Deportationen und Massenmorde an Juden. Ab November 1945 ist er bei den Nürnberger Prozessen Zeuge der Anklage. Da Glaise-Horstenau damit rechnen musste, dass er nach Belgrad ausgeliefert werden wird (wie Alexander Löhr, auch ein ehemaliger Offizier der k.u.k. Wehrmacht und im Vernichtungskrieg in Hitlers Wehrmacht verantwortlich unter anderem für die Kriegsführung am Balkan), begeht Glaise-Horstenau am 20.Juli 1946 Selbstmord.

Hier sind noch andere Namen von Offizieren angeführt, die im Ersten Weltkrieg in der k.u.k. Wehrmacht dienten und dann auch in Hitlers Wehrmacht Karriere machten: Franz Böhme, Lothar Rendulic, Alexander Löhr (sie haben ja schon in der k.u.k. Wehrmacht gelernt, wie ein Vernichtungskrieg zu führen ist – siehe auch „Die Nieuwe Amsterdammer“ vom 20.1.1917 oder Ernst Friedrichs „Krieg dem Kriege“ 1924).
Ein anderer Weg war Georg Friedlaender vorgezeichnet. Friedlaender war Offizier der k.u.k. Wehrmacht, dann in der Ersten Republik brachte er es bis zum Generalfeldmarschallleutnant. Da er jüdischer Herkunft war, wurde er 1938 rechts- und mittellos. Ab dem 3.September 1943 war dann im KZ Theresienstadt inhaftiert (Quelle: Das Prominentenalbum der SS in Theresienstadt). Im Jänner 1945 ist er ermordet worden.
Ein weiteres Thema der Ausstellung wird der Antisemitismus der Piusvereine sein, die gerade jetzt wieder durch die Holocaust-Leugnung des Pius-Bruderschaftsbischofs Williamson anlässlich der Zurücknahme seiner Exkommunikation durch den Vatikan wieder aktuell geworden ist.
Der Piusverein kannte schon am 25.November 1918 die Schuldigen für den Ersten Weltkrieg, „dass man Juden und Kriegsgewinner nahezu als identisch bezeichnen darf. So konnte es geschehen, dass nahezu eine Hand voll Leute, größtenteils wieder dem jüdischen angehörig, bei uns und im Deutschen Reiche die alten Gewalten und Autoritäten stürzen und sich der politischen Macht zu bemächtigen vermochten. Das Volk hatte gehofft von allen jenen volksfremden Elementen endlich befreit zu werden. Das Volk hatte gehofft, dass mit all den Elementen und Kreisen, die in der Überzahl dem Judentum entstammten, endlich einmal eine gründliche Auskehr gehalten wird.“

Die Nationalsozialisten konnten sich also bei der Errichtung ihres Terrorstaates und der industrialisierten Massenvernichtung auf eine bereits seit Jahrzehnten bestehende Forderung des katholischen Piusvereins stützen.

Herr Ratzinger führt nun in der Rolle und Kostüm als „Benedict XVI“ die Kirche zurück zu ihren wahren Wurzeln. Dass er dabei die geleistete Arbeit von Johannes XXIII. Und Paul VI. zerstört, ist ihm egal.

Klosterruine Arnoldstein


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