© Heinz Wagner

„Gehörlosentheater“ ist für alle, die sehen

Weitere Eindrücke vom internationalen, inklusiven Theatertreffen im polnischen Łódź.

Theaterpädagogische Übungen zum Miteinander, Aufeinander-Reagieren ebenso wie Vorträge und natürlich Aufführungen – über einige wurde auf diesen Seiten schon berichtet – rundeten das Programm des internationalen, inklusiven Theatertreffens im polnischen Łódź (übrigens nicht wie im Uraltschlager Lodsch ausgesprochen, sondern Wudsch) ab.

1 / 9
2 / 9
3 / 9
4 / 9
5 / 9
6 / 9
7 / 9
8 / 9
9 / 9

© Heinz Wagner

So berichtete etwa die Abteilung „Crea“ des großen schwedischen „Riksteatern“ davon, dass sie seit Jahrzehnten durchs ganze Land tourt und mit Stücken ohne Lautsprache auch Orte und Regionen mit Theaterkunst versorgt, wo sonst kaum Theater stattfindet. Womit auch hörende Menschen in den Genuss von Bühnenkunst kommen, die ursprünglich für Menschen gedacht war, die schwer oder nichts hören. Auch die österreichische Gruppe ARBOS hat – schon vor Jahren – ihr einstiges „Gehörlosentheater“ in ein solches für „Visuelles Theater“ umbenannt, damit auch hörende Menschen das zentrale Element dieses Bereichs darstellender Kunst erkennen.

Inklusion steht im Zentrum dieses alljährlichen Theatertreffens, das auch von der EU gefördert wird. Dennoch bleibt auch bei Gruppen, die seit vielen Jahren in diesem Bereich arbeiten hin und wieder sozusagen Luft nach oben.

Zwar wurde das Stück über den KZ-Wärter Yakov Kozalchik/ Jakow Kozaltschik von Block 11 in Auschwitz, gespielt vom blinden Schauspieler Hesi Heliyou auf Hebräisch mit Übertitel auf Polnisch und Englisch übersetzt. Aber damit stand nur zur Wahl, die Textlawinen der Übersetzung hoch oben unter dem Bühnendach zu lesen – oder doch auch dem Schauspieler bei seiner bewegten/bewegenden Arbeit zuzuschauen.

Die Verteilung des Textes vorab auf ausgedruckten Zetteln wäre sicher hilfreich gewesen. Dies galt/gilt auch für Stücke, die nicht einmal eine Übertitelung hatten, etwa das beeindruckende Spiel über den Briefwechsel der „taublinden Schriftstellerin Helen Keller mit Wilhelm Jerusalem (über das hier schon berichtet wurde) vom österreichischen Theater ARBOS. Das trat auch noch mit dem Programm Tryptichon auf – visuellen Minidramen, bei denen das Publikum sich teils nicht zurechtfand, sondern erst wieder voll dabei war, als die Darsteller:innen „I can’t breathe“ spielten – die szenische Umsetzung des Videos der Tötung des Schwarzen US-Amerikaners George Floyd durch Polizist:innen.
Und für Blinde, die die jeweils gesprochene Sprache nicht können, wären natürlich wenigstens kurze Audio-Zusammenfassungen der Stücke hilfreich.

Compliance-Hinweis:
Die Berichterstattung konnte/kann nur erfolgen, weil Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … im Rahmen des EU-Projekts von ARBOS auf diese Reise eingeladen worden ist.


© Heinz Wagner