DAS VIKTOR ULLMANN PROJEKT IN KANADA SAISON 2022 / 2023 anlässlich des 125. Geburtstags von Viktor Ullmann am 1. Jänner 1898

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"Viktor Ullmann - Zeuge und Opfer der Apokalypse" eine Ausstellung von Mag. art. Herbert Gantschacher (Slowenische Fassung kuratiert von Dr. Marko Klavora) in den Sprachen Französisch, Englisch, Deutsch, Slowenisch

"Schule der Form - Meisterklassen zur Musik von Viktor Ullmann für Komposition und Gesang" kuratiert von Mag. art. Herbert Gantschacher und Dr. Zvi Semel Koordinator & organisierender Kurator: Prof. Dr. Jean-Jacques Van Vlasselaer

Musikalische Produktionen zum Werk von Viktor Ullmann in den Originalfassungen des Komponisten anhand der Originalpartituren des Komponisten Viktor Ullmann (Opern und Konzerte) "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung" in der Inszenierung für Puppentheater "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" (mit "Wendla im Garten" & "Hölderlin-Lieder") mit Sprecher, Sänger und gehörlosem Schauspieler "Theresienstadt 1914 - 1944. Lieder aus und zwischen den Kriegen"
Konzert mit Liedern von Viktor Ullmann in Korrespondenz zum Großen Krieg 1914-1918 (mit Originalliedern Ullmanns aus dem Ersten Weltkrieg und rekonstruierten Liedern Ullmanns erstellt von Wolfgang Pillinger nach Recherche von Herbert Gantschacher, Lieder nach Gedichten und Texten von Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Richard Dehmel, Viktor Ullmann) für Sopran, Bassbariton und Klavier, produziert und in Szene gesetzt von Herbert Gantschacher Koordinator & organisierender Kurator: Prof. Dr. Jean-Jacques Van Vlasselaer

„Viktor Ullmann (1898-1944).
Zeuge und Opfer der Apokalypse. 1917 und 1944.“

(von den eigenen Kriegserfahrungen am Isonzo 1917 zur Anti-Kriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung" nach 27 Jahren Arbeit am Stoff, begonnen 1917 und fertiggestellt im Konzentrationslager Theresienstadt 1944; vom Zeugen des Giftgasangriffes mit Grün- und Blaukreuz am 24.10.1917 an der Isonzofront zum Opfer durch Mord mit dem Giftgas Zyklon B am 18.10.1944 in Auschwitz-Birkenau)

Die Ausstellung zu Viktor Ullmann in der kanadischen Hauptstadt Ottawa
in der Vollversion und der Tourversion für Kanada Saison 2022/2023

Patronanz:
Borut Pahor, Präsident der Republik Slowenien Dr. Peter Kaiser, Landeshauptmann des Landes Kärnten in der Republik Österreich Ing. Reinhart Rohr, 1.Präsident des Kärntner Landtages in der Republik Österreich Herwig Seiser, Vorsitzender des Kulturausschusses des Kärntner Landtages

Autor der Ausstellung „Viktor Ullmann – Zeuge und Opfer der Apokalypse“:
Mag. art. Herbert Gantschacher, Salzburg-Klagenfurt-Wien (Österreich) Die tschechische Fassung der Ausstellung wurde 2015 im Clam-Gallas-Palast des Prager Stadtarchiv gezeigt, hier ist der Link zum Fernsehbericht:
https://www.youtube.com/watch?v=-EWHmDmmyDU

Die russische Fassung der Ausstellung wurde 2016 im Haus der Komponisten in St. Petersburg und im Russischen Museum in Kingisepp gezeigt, hier ist der Link zum Fernsehbericht:
https://www.youtube.com/watch?v=bhmDTtvxWRk

Die slowenische Fassung der Ausstellung wurde vom 23.Oktober 2018 bis zum 8.Mai 2020 in Grad Kromberk im Goriški Muzej in Nova Gorica in Slowenien gezeigt. Hier ist der Link zum Fernsehbericht:
https://www.youtube.com/watch?v=7_Tx4POMy-c

Kurator der slowenischen Fassung der Ausstellung:
Dr. Marko Klavora. Historiker am Goriški Muzej in Nova Gorica (Slowenien)

Workhops zum Thema "Kriegsinvalid" mit kurzen Szenen zum Thema von Dalton Trumbo, August Stramm mit gehörlosen Schauspieler Werner Mössler, dem Schauspieler Markus Rupert und dem Regisseur Herbert Gantschacher Konferenz "Die zwölfte Isonzoschlacht" gesehen aus dem militärisch-strategischem Blickwinkel, aus der medizinischen Perspektive, der Perspektive der Tagespresse 1917 und der künstlerischen Perspektive mit Dr. Marko Klavora (Goriški Muzej, Nova Gorica) Oberst Georg Rosenzopf (Österreichisches Bundesheer), ao.Univ.Prof. Dr. Georg Holzer (Medizinische Universität Wien, Abteilung für Orthopädie), Dr. Georg Fraberger (Psychologe an der Medizinischen Universität Wien), Wolfgang Rausch (Leitender Redakteur der Tageszeitung "Kleine Zeitung" Klagenfurt) und Herbert Gantschacher (Regisseur, Autor und Produzent).

Synopsis

Die Ausstellung präsentiert das künstlerische Werk und das Schicksal des großen österreichisch-jüdischen Komponisten Viktor Ullmann, der im Ersten Weltkrieg am 24.Oktober 1917 bei Bovec in der heutigen Republik Slowenien Zeuge des Gasangriffs wird und im Zweiten Weltkrieg mit demselben Typ von Giftgas am 18.Oktober 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet wird.

Ein paar Informationen zum historischen Hintergrund: Viktor Ullmann ist in den Jahren 1917 und 1918 als Einjährig Freiwilliger der k.u.k. Wehrmacht an der Isonzofront / Soška fronta als Artilleriebeobachter bei der 38cm Škoda-Haubitze der Batterie Nr. 4 des Bataillons Nr. 5 des Festungs-Artillerie-Regiments Nr. 1 Dienst zugeteilt. Ab dem 30. September 1917 ist Viktor Ullmann mit seiner Batterie in der Nähe der Festung Kluže bei Bovec und erkundet ab dem 3.Oktober 1917 vom Lepenatal aus, einem Seitental des oberen Isonzotals, den Beobachtungsstand für seine Batterie am Kleinen Lipnik / Srednaja Špica (1819m), die Stellung im Lepenatal bezieht die 38cm Škoda-Haubitze Batterie Nr.4 ab dem 18.Oktober 1917, so dass die Batterie am 22.Oktober 1917 einsatzbereit ist, die dann am 24.Oktober 1917 mit einem Gastrommelfreuer um 2 Uhr in der früh beginnt. Die Schlacht selbst beobachtet Kaiser und König Karl persönlich vom Beobachtungsstand Kote 500m südlich von Grahovo ab der Mitternacht des 24.Oktober 1917. Vor und während der 12. und letzten Isonzoschlacht besucht Viktor Ullmann seinen Vater Oberst Maximilian Ullmann im Baza-Tal vor der Schlacht und im Idrija-Tal nach der Schlacht. Oberst Ullmann ist mit seinem Regiment zur Bewachung von Kaiser und König Karl abgestellt, dessen Hofzug im großen Tunnel zwischen Bohinjska Bistrica und Podbrdo sicher eingestellt worden ist. Ein Rohrkrepierer der 38cm Škoda-Haubitze Batterie Nr.4 nach Beginn der Schlacht verhindert einen weiteren Einsatz. Viktor Ullmann wird mit seiner Batterie nach Triest überstellt, die 38cm Škoda-Haubitze kommt nach Opicina in den Artillerie Reparatur Park 3. Ab dem 19. Dezember 1917 bezieht Viktor Ullmann das Quartier in Barcola bei Triest. Vom 20.Dezember 1917 bis 25.April 1918 wird nun Ullmann Dienst als Beobachter auf der Kote 89 zwischen Barcola und Duino versehen, von dort aus ist die gesamte nördliche Adria einsehbar. Im September 1918 wird Ullmann dann noch zu einer Truppenübung auf das Gelände der neuen Artillerieschießschule in Spilimbergo beordert, die später Teil jenes Geländes wird, das dann zum NATO-Flughafen in Aviano gehört.

Die Ausstellung, die vom österreichischen Autor, Regisseur und Produzenten Herbert Gantschacher recherchiert und anhand neu gefundener Originaldokumente konzipiert und textlich verfasst wurde, spannt mit ihrem Konzept den historischen Bogen zwischen dem Ersten, dem sog. „Großen“, und dem Zweiten Weltkrieg und zeigt das Schicksal und künstlerische Schaffen des österreichisch-jüdischen Komponisten Viktor Ullmann (1898- 1944), geboren im heutigen polnischen Teschen, in diesem schicksalhaften historischen Zeitabschnitt. Als Einjähriger Freiwilliger wird Ullmann in der 12.Isonzo-Schlacht am 24. Oktober 1917 Augen-„Zeuge“ des Giftgasangriffs und auch der bis dahin größten europäischen Kriegskatastrophe, im Zweiten Weltkrieg wird er als „Opfer“ des Holocausts mit Giftgas am 18.Oktober 1944 in Auschwitz ermordet. Doch Ullmann ist in seiner Militärdienstzeit im Ersten Weltkrieg nicht nur Artilleriebeobachter bei der 38cm Škoda-Haubitze Batterie Nr.4, er ist auch als Musikoffizier für die Freizeitgestaltung seiner Batterie und seines Battaillons zuständig. Seit Juli 1917 verfügt Viktor Ullmann über eine Kapelle, die in der Besetzung bereits die Größe seiner Oper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung hat", Ullmann wird diese Besetzung beibehalten und lediglich zwei Instrumente austauschen, aus dem Flügelhorn wird eine Trompete und aus der Ziehharmonika ein Harmonium (Und die Musik der Abschiedsarie des Kaiser in seiner Anti-Kriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung" hat Ullmann aus seiner "Symphonischen Phantasie" aus dem Jahr 1925 entnommen. 1925 nimmt Ullmann für dieses Werk einen Text aus der Tragödie "Tantalos" von Felix Braun und komponiert für die Stimmlage eines Tenors; 1944 wird Viktor Ullmann zur Melodie einen neuen Text schreiben, und aus der Stimmlage des Tenors wird die Stimmlage eines Baritons.).
Komplett erhalten sind zwei Konzertprogramme von Viktor Ullmann, die er am 7. und 23. März 1918 für Violine und Klavier in Barcola bei Triest zum besten gibt. Ullmann selbst spielt am Klavier und das Konzert vom 7.März 1918 wird in der slowenischen Tageszeitung von Triest "Edinost" rezensiert, Ullmanns erste Kritik seiner musikalisch-künstlerischen Tätigkeit erscheint also in slowenischer Sprache. Insgesamt arbeitet Ullmann im Rahmen der "Freizeitgestaltung" im Ersten Weltkrieg an 47 musikalischen Werken.
Zweimal wird der Erste Weltkrieg in Folge Viktor Ullmanns finanzielle Situation und somit auch künstlerische Karriere wesentlich beeinflussen. Am 1.Dezember 1920 wird ihm der Einjährigen-Freiwilligen-Sold ausbezahlt und es erfolgt der Austritt aus dem österreichischen Bundesheer. Dieses kleine Vermögen ermöglicht ihm die Übersiedlung nach Prag und den Beginn seiner musikalischen Karriere. Den Großteil der Zwischenkriegsjahre verbringt Ullmann als Musiker und Komponist äußerst produktiv in Prag. Und als Alleinerbe seines am 20.März 1938 in Wien verstorbenen Vaters wird er mit diesem ererbten Vermögen in Prag bis zu seiner Inhaftierung als freischaffender Komponist arbeiten.
Viktor Ullmann ist von 1942 bis 1944 Häftling im Konzentrationslager Theresienstadt. Ullmann wird nach einer massiven Beschwerde ("Man tötet unseren Aktivismus durch Totenschweigen") in Theresienstadt im Rahmen der "Freizeitgestaltung" zum Leiter des Studios für Neue Musik. Er arbeitet an insgesamt 23 musikalischen Werken, darunter auch an der Anti-Kriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung", die nach 27 Jahren Beschäftigung mit dem Stoff 1944 fertigstellen wird. Daneben verfasst er auch 26 Kritiken über musikalische Veranstaltungen in Theresienstadt. Um solch ein Pensum zu bewältigen, verfügt Ullmann über reichlich Erfahrung an künstlerischer Arbeit im Rahmen von "Freizeitgestaltung" schon aus dem Ersten Weltkrieg, aus dieser Zeit weiß er auch, wie man Zensur umgehen kann. Und er kann, noch vor dem Transport am 16.Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz, einen Großteil des musikalischen Oeuvres und der verfassten Texte an Mithäftlinge weitergeben, darunter seine heute bekannteste und berühmteste Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung“, die der kanadische Musikkritiker Prof. Jean-Jacques Van Vlasselaer als die "Dark Magic Flute" des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Am 18.Oktober 1944 wird Viktor Ullmann in Auschwitz mit Giftgas ermordet.
Die Ausstellung zeigt anhand neu gefundener Dokumente, dass Ullmanns künstlerisches Schaffen wesentlich von seinen Kriegserfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg geprägt wurde. Herbert Gantschachers Ausstellungslibretto (insgesamt 16 Kapitel in 29 Abteilungen) beschäftigt sich zunächst mit dem historischen Vorfeld und politischen Ursachen (beginnend mit der Zeit der Aufklärung im 18.Jahrhundert bis zum autoritären Totalitarismus theokratischer Natur der dynastischen Reiche In Europa am Beginn des 20. Jahrhunderts), die in den des Ersten Weltkriegs führten, und dessen Verlauf als „industrialisierter Massenkrieg“ charakterisiert werden kann. Daran folgt die Schilderung der Rolle der Künstler im Kriegsgeschehen im Allgemeinen und speziell in der Kriegspropaganda. Der zweite, zentrale Teil des Ausstellung konzentriert sich auf die Person Viktor Ullmanns (und auch die seines Vaters Maximilian, einem Berufssoldaten, der in vieler Hinsicht seinen Sohn sowohl im positiven als auch negativen beeinflusst hat). Vor allem anhand von Ullmanns Briefen von der Front an seine Freundin Anny Wottitz wird das reale Kriegsgeschehen sowohl im privaten als auch militärischen Bereich sowie an der Isonzofront in den Jahren 1917 und 1918 erlebbar.). Ullmanns private und militärische Erlebnisse als die des "Artilleriebeobachters" und "Musikoffiziers" können so rekonstruiert werden. Auch wird sein dem Großen Krieg folgendes Leben und kompositorisches Schaffen in den Zwischenkriegsjahren, die er vor allem in der Tschechoslowakei und in Prag verbrachte, dokumentiert bis zur seiner Inhaftierung in Theresienstadt und dem Tod durch Giftgas in Auschwitz-Birkenau. Schließlich wird eine umfangreiche Analyse der Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung“ hinsichtlich der Inspirationsquellen, die sowohl textlich als auch musikalisch vorwiegend im Ersten Weltkrieg liegen, unternommen. Der Schluss der Oper "Du sollst den großen Namen Tod nicht eitel beschwören!" als auch die Schlusskapitel der Ausstellung sind den Kriegsfolgen sowie der Antikriegsbewegung im 20. Jahrhundert in Relation zur Ullmanns Oper gewidmet.
Das Projekt „Viktor Ullmann – Zeuge und Opfer der Apokalypse“ präsentiert dem kanadischen Publikum und auch Musikexperten zum ersten Mal den österreichischen Komponisten Viktor Ullmann (ermordet 1944 in Auschwitz) mit einer Ausstellung, die neuesten Forschungsergebnisse über den Komponisten und seine Spuren im Ersten Weltkrieg, die im heutigen Slowenien liegen – seine eigenen Kriegserfahrungen als Artilleriebeobachter finden Niederschlag in seinen Kompositionen wie eben in den Musiktheaterwerken, der Anti-Kriegsoper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung“ und dem Melodram „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“.
Diese Inhalte werden dem Betrachter vor allem mittels Text- und Bildtafeln (Paneelen) vermittelt. In Ottawa werden die neu hergestellten Tafeln mit Texten in Englisch, Französisch und Deutsch versehen. Diese werden durch einige Originaldokumente sowie dreidimensionale historische Objekte (weitgehend aus dem Besitz des Autors Herbert Gantschacher und Beständen des Goriški Muzej in Nova Gorica in Slowenien) ergänzt.
Zu der Ausstellung wird ein Katalog in englischer und französischer Sprache mit Zusammenfassungen in deutscher Sprache in der Gesamtauflage von 700 Stück herausgegeben.
Das Viktor Ullmann Projekt in der kanadischen Hauptstadt Ottawa besteht aus der Ausstellung „Viktor Ullmann – Zeuge und Opfer der Apokalypse“ und den Produktionen der Musiktheaterwerke „Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung“ und „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ von Viktor Ullmann in den Originalfassungen des Komponisten sowie vier Liedern von Viktor Ullmann, den drei „Hölderlin-Liedern“ und dem Lied „Wendla im Garten“, dieses Lied ist eine komplett erhaltene Komposition Viktor Ullmanns aus dem Ersten Weltkrieg. Dazu kommt noch das Konzertprogramm "Lieder aus dem Großen Krieg" mit erhaltenen Kompositionen von Viktor Ullmann aus dem Ersten Weltkrieg, rekonstruierten Kompositionen nach den vorliegenden Particells sowie neuen Kompositionen nach erhaltenen musikalischen Motiven Viktor Ullmanns aus dem Ersten Weltkrieg. Die Produktion "Lieder aus dem Großen Krieg" stellt erstmals Ullmanns musikalische Arbeit im Rahmen der "Freizeitgestaltung" im Ersten Weltkrieg künstlerisch dar anhand der Forschungsarbeit von Herbert Gantschacher, musikalisch umgesetzt vom Komponisten Wolfgang Pillinger.



"Schule der Form"

(Meisterklassen zur Vokalmusik sowie zu Kompositionen und Kompositionstechniken des österreichisch-jüdischen Komponisten Viktor Ullmann sowie Vorlesungen und Vorträge zum künstlerischen Konzept der "Schule der Form")

Das Meisterklassenprojekt zu Viktor Ullmann
in der kanadischen Hauptstadt Ottawa Saison 2022/2023

Patronanz:
Dr. Peter Kaiser, Landeshauptmann des Landes Kärnten in der Republik Österreich Ing. Reinhart Rohr, 1.Präsident des Kärntner Landtages in der Republik Österreich Herwig Seiser, Vorsitzender des Kulturausschusses des Kärntner Landtages

Kuratoren des Projekts:
Mag. art. Herbert Gantschacher (ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater, Wien-Salzburg-Klagenfurt)
Prof. Zvi Semel (JAMD - Jerusalem Academy for Music and Dance, Jerusalem)

Koordinator und organisierender Kurator des Meisterklassenprojekts in Kanada: Prof. Dr. Jean-Jacques Van Vlasselaer

Synopsis:
Dem aufmerksamen Leser und Zuhörer wird es nicht entgangen sein, dass eine musikalische Nummer in Viktor Ullmanns Anti-Kriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung" den Kriegsinvaliden gewidmet ist. Nach den musikalischen Nummern Nr. VIII bis Nr. XII im "Kaiserpalast" und auf dem "Schlachtfeld", in denen Ullmann in Libretto und in künstlerisch grandioser Ausformung die zwölfte und letzte Isonzoschlacht abbildet, in Wirklichkeit war Ullmann selbst ein Augenzeuge dieser Schlacht und auch des Gasangriffes (später wird Ullmann selbst Opfer von Gas, als er am 18. Oktober 1944 in der Gaskammer in Auschwitz ermordet wird. Im Jahr 2018 gedenken wir also seines 120.Geburtstages und in 2019 des 75.Todestages seiner Ermordung durch Gas in Auschwitz). Somit erhält die folgende Nr. XIII., das Tanz-Intermezzo mit "Die lebenden Toten" von Ullmann einen programmatischen Titel. Denn als lebende Tote sind im Ersten Weltkrieg Kriegsinvalide im Allgemeinen und im Speziellen vor allem jene Kriegsinvaliden bezeichnet worden, die als "Kriegszitterer" bekannt geworden sind, also Menschen, die im Krieg psychisch derart deformiert worden sind, dass sie entweder unter einem Posttraumatischen Belastungssyndrom oder einer Posttraumatischen Belastungsreaktion leiden, beides sind heute anerkannte psychische Krankheiten, das ist zur Zeit des Ersten Weltkrieges noch nicht der Fall gewesen. Als Folge einer lebensgefährlichen Verschüttung an der Isonzofront ist der österreichische Maler Sebastian Isepp einer solchen Erkrankung ausgesetzt gewesen.
Die Situation dieser Kriegsinvaliden hat Hanns Eisler in seiner "Ballade von der Krüppelgarde" vertont, dort heißt es programmatisch in der ersten Strophe: "Wir sind die Krüppelgarde, die schönste Garde der Welt; wir zählen fast eine Milliarde, wenn man die Toten mitzählt." Den Text hat David Robert Winterfeld verfasst unter dem Pseudonym David Weber, er ist unter einem anderen Pseudonym, nämlich Robert Gilbert, besser bekannt. Besonders klar und drastisch hat Ernst Friedrich in seinem Buch "Krieg dem Kriege!" und in seinem Anti-Kriegsmuseum in Berlin auch die Situation der Kriegsinvaliden dargestellt.
Das ist der programmatische Ansatz für das Projekt "Schule der Form", das sich in der Form von zwei Meisterklassen mit dem Vokalwerk von Viktor Ullmann für Sängerinnen und Sänger auseinandersetzt. Eine dritte Meisterklasse setzt sich mit den klassischen Kompositionstechniken von Viktor Ullmann auseinander und wird für Kompositionsstudentinnen- und studenten eingerichtet. Eine vierte Meisterklasse setzt sich mit den Kompositionstechniken des Jazz von Viktor Ullmann auseiander und wird für Kompositionsstudentinnen- und studenten eingerichtet. Zu diesen Meisterklassen werden programmatisch korrespondierende Vorlesungen und Vorträge angesetzt, die von ausgewiesenen Expertinnen und Experten für dieses Meisterklassenprojekt zum Thema "Schule der Form" erarbeitet worden sind.
Über die "Schule der Form" hat Viktor Ullmann in seinen im Konzentrationslager Theresienstadt verfassten Essay "Goethe und Ghetto" programmatisch geschrieben: "Theresienstadt war und ist für mich Schule der Form. Früher, wo man Wucht und Last des stofflichen Lebens nicht fühlte, weil der Komfort, diese Magie der Zivilisation, sie verdrängte, war es leicht, die schöne Form zu schaffen. Hier, wo man auch im täglichen Leben den Stoff durch die Form zu überwinden hat, wo alles Musische in vollem Gegensatz zur Umwelt steht: Hier ist die wahre Meisterschule, wenn man mit Schiller das Geheimnis des Kunstwerks darin sieht: den Stoff durch die Form zu vertilgen - was ja vermutlich die Mission des Menschen überhaupt ist, nicht nur des ästhetischen, sondern auch des ethischen Menschen."
Ausgearbeitet worden ist dieses Programm der Meisterklassen für Ottawa gemeinsam mit Prof. Dr. Jean-Jacques Van Vlasselaer, einem ausgewiesenen Experten für die Musik von Viktor Ullmann in Kanada, das von Mag. art. Herbert Gantschacher und Prof. Zvi Semel kuratiert wird.
Die vier Meisterklassen werden für Gesang mit ao.Univ.Prof. Thérèse Lindquist von der Universität für Musik und darstellende Kunst "Mozarteum" in Salzburg und Prof. Dr. Zvi Semel von der JAMD - Jerusalem Academy for Music and Dance sowie Univ.Ass. Dr. Alexander Drčar für Gesangsensemble und Dirigieren von der Universität für Musik und darstellende Kunst "Mozarteum" in Salzburg sowie für Komposition in klassischer Form und Jazz mit em.o.Univ.Prof. Wolfgang Pillinger von der Universität für Musik und darstellende Kunst "Mozarteum" in Salzburg besetzt.
Die Vorlesungen und Vorträge korrespondierend zu diesen Meisterklassen werden von folgenden Expertinnen und Experten erarbeitet und selbst vorgetragen:
Univ.Prof. Mag. DDr. Oliver Rathkolb, Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Wien
Dr. Irene Suchy, Musikwissenschafterin und leitende Redakteurin des Radioprogramms Österreich 1 des Österreichischen Rundfunks ORF
Dr. Hubert Steiner, Leiter der Abteilung für Finanzen im Österreichischen Staatsarchiv (Vermögensrechtliche Entrechtung der jüdischen Bevölkerung inklusive)
Mag. art. Herbert Gantschacher, Regisseur, Autor und Produzent, Kurator und Gastlektor an der Universität Bergen, dem Staatlichen Konservatorium "Rimsky-Korsakov" in St. Petersburg und an der JAMD - Jerusalem Academy for Music and Dance
Prof. Dr. Yinam Leef, Komponist und Präsident der JAMD - Jerusalem Academy for Music and Dance Prof.
Dr. Michael Wolpe, Komponist und Musikwissenschaftler an der JAMD - Jerusalem Academy for Music and Dance Prof. Zvi Semel, Lehrer für Gesang an der JAMD - Jerusalem Academy for Music and Dance
Prof. Dr. Alexander Radvilovich, Dekan der Abteilung für Komposition am Staatlichen Konservatorium "Rimsly-Korsakov" in St. Petersburg
Univ.Ass. Dr. Alexander Drčar, Leiter des Departments für Dirigieren, Chorleitung und Blasorchesterleitung an der Universität für Musik und darstellende Kunst "Mozarteum" in Salzburg
Prof. Tibor Egervari, Fakultät für Theater an der University of Ottawa Prof. Dr. Jean-Jacques Van Vlasselaer, University of Waterloo und Musikexperte am NAC / CNA - National Arts Centre / Centre National des Arts.

Die Meisterklassen werden durchgeführt im Herbst und Dezember 2022. Die Ergebnisse werden dann gezeigt im Winter, Frühling, Sommer 2023.




„Viktor Ullmann (1898-1944). Zeuge und Opfer der Apokalypse. 1917 und 1944.“

(von den Kriegserfahrungen am Isonzo 1917 zur Anti-Kriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung" nach 27 Jahren Arbeit am Stoff fertiggestellt im Konzentrationslager Theresienstadt 1944)

Inszenierungen und Konzerte zu Viktor Ullmann in der kanadischen Hauptstadt Ottawa und in Kanadas Städten und Provinzen Saison 2022/2023


Patronanz:
Dr. Peter Kaiser, Landeshauptmann des Landes Kärnten in der Republik Österreich Ing. Reinhart Rohr, 1.Präsident des Kärntner Landtages in der Republik Österreich Herwig Seiser, Vorsitzender des Kulturausschusses des Kärntner Landtages

Musiktheaterinszenierungen und Konzerte mit Musik von Viktor Ullmann produziert von ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater für die Ausstellung in Ottawa, Kanada:

"Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung“ (Inszenierung von Herbert Gantschacher für Puppentheater in Ausstattung von Burgis Paier mit Rita Hatzmann und Markus Rupert)

"Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ (für Piano, Sänger, Sprecher und gehörlosen Schauspieler in der Inszenierung von Herbert Gantschacher, mit Christoph Traxler, Rupert Bergmann und Werner Mössler mit Puppen von Burgis Paier)

"Lieder aus dem Großen Krieg" (für Piano, Sopran und Bassbariton, kuratiert von Prof. Wolfgang Pillinger und Herbert Gantschacher mit Andreas Fröschl, Katrin Koch und Rupert Bergmann)



„Der Kaiser von Atlantis
oder Die Tod-Verweigerung”

Spiel in einem Akt von Viktor Ullmann (1888-1944) Librettist und Komponist

Herbert Gantschacher (Österreich) Inszenierung und Produktion für
ARBOS – Gesellschaft für Musik & Theater


Burgis Paier (Österreich), Entwurf und Ausführung der Puppen und Kostüme

Rita Hatzmann, & Markus Rupert (Österreich), Puppenspieler

Georg Luksch (Österreich), Sounddesigner

Martin Novak (Tschechische Republik), Technischer Direktor

Die verwendete Aufnahme ist eine Liveaufnahme der allerersten Vorstellung durch ARBOS, die im Konzentrationslager von Theresienstadt am 23.Mai 1995 statt gefunden hat, 51 Jahre nach den Proben von Theresienstadt.




Herbert Gantschacher "Notate zur wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeit"

Diese Oper Viktor Ullmanns ist sein heute weltweit bekanntestes Werk. Komponiert hat Ullmann diese Oper 1943/44 im Konzentrationslager Theresienstadt. Bislang wurde die Komposition dieses Werkes immer mit dieser Situation in Verbindung gebracht. Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass Ullmann bei der Arbeit an diesem Werk auf seine Kriegserlebnisse und Kriegserfahrungen im 1. Weltkrieg zurückgriff. Diese Einflüsse sind sowohl im Text des Librettos als auch in der Musik sichtbar und hörbar. Um diese Forschungsergebnisse auch einem Publikum künstlerisch sicht- und erlebbar zu machen, haben sich der Regisseur Herbert Gantschacher und die Filmemacher Erich Heyduck und Dieter Werderitsch zu einer ungewöhnlichen Realisierung der Oper in Form des dokumentarischen Musiktheaters entschlossen.

Erzählt wird eine Parabel, in der der Tod nicht mehr weiterhin dulden will, dass massenhaft gestorben werden muss, weil ein diktatorischer Kaiser es so befiehlt. Das geschah in der Geschichte nicht zum ersten Mal, in unserer tradierten Erinnerung kommt dies zum ersten Mal im Dreißig-jährigen Krieg vor. Einige Geschichtsphilosophen ziehen die Periode zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zu einem "Zweiten Dreißigjährigen Krieg" zusammen. Und es ist ein zweiter "Hundertjähriger Krieg", wenn die Balkankriege der Jahre 1912 bis 1914, die beiden Weltkriege, den Kalten Krieg und die Balkankriege der neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts hinzuzählt.
Mit dem Stoff zu seiner "Kaiser"-Oper beschäftigte sich Viktor Ullmann in der ganzen Zeit seines musikalischen Schaffens. Denn schon in Ullmans Kriegskorrespondenz aus dem Ersten Weltkrieg findet sich der erste Hinweis. Am 4. Juli 1917 schreibt Ullmann an seine Freundin Anny Wottitz: „Ja, ich schreib Dir noch die Zusammensetzung meiner ‚Kapelle’. Also 3 erste Geigen / 2 zweite Geigen / Cello / Mandoline [!] / Guitarre / Cembalo / Klarinette / Flügelhorn / Ziehharmonika / Kl. Trommel / Gr. Trommel / Becken (Schellen [?]) / 15 Musiker“. Die Besetzung von Viktor Ullmanns Kapelle ist ähnlich der Orchesterbesetzung in der "Kaiser"-Oper, die da lautet: 1.Violine, 2.Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass, Flöte, Oboe, Klarinette, Saxophon, Trompete, Gitarre, Cembalo, Piano, Harmonium, Schlagwerk.
Ullmanns "Kaiser" geht voraus, dass er sich mit dem Thema 1924 ein weiteres Mal in seiner "Symphonischen Phantasie" und 1935 zum dritten Mal in seiner Oper "Der Sturz des Antichrist" befasste. Eine wichtige Rolle kommt auch dem Dichter Karel Čapek zu, der sich persönlich für Kriegsdienstverweigerer des Ersten Weltkrieges und die Kriegsdienstverweigerer in der Tschechoslowakei eingesetzt hat. In der Zeitung "Lidové noviny" von 25.November 1924 bittet Čapek um Gnade für den Kriegsdienstverweigerer Wladimir Rajda. Die Situation der Kriegsdienstverweigerer und der Deserteure war Ullmann aus dem Ersten Weltkrieg bekannt, der Schritt zur Tod-Verweigerung in seiner "Kaiser"-Oper also eine logischer. Ullmanns Oper hat ja auch einen Doppeltitel "Der Kaiser von Atlantis oder Die Todt-Verweigerung". Eine weitere Korrespondenz zu Viktor Ullmann und Karel Čapek lässt sich durch dessen Buch 'Bíla Nemoc' - ´'Die weiße Krankheit', herauslesen, das 1937 in den Barandov-Studios unter der Regie von Hugo Haas verfilmt worden ist. Man kann davon ausgehen, dass Viktor Ullmann Buch und Film gekannt hat. Im Ghetto-KZ Theresienstadt traf Ullmann dann auf den Komponisten Pavel Haas, den Bruder Hugo Haas'.
Im Oktober 1917 war Viktor Ullmann mit einer Eliteeinheit der k.u.k. Wehrmacht während der 12. Isonzoschlacht als Artilleriebeobachter in den Julischen Alpen im oberen Isonzotal. Nach dieser letzten Schlacht am Isonzo, die mit einem Gasangriff begonnen hatte, war Ullmann ab Dezember 1917 in Barcola bei Triest stationiert. Bislang ist ein Abschnitt im Leben des Komponisten Viktor Ullmanns von der Forschung so gut wie keine Beachtung geschenkt worden. Neueste Forschungsarbeiten weisen nun zum ersten Mal auf entscheiden-de Einflüsse der Kriegserlebnisse auch auf sein musikalisches Schaffen hin. Denn im „Kaiser von Atlantis“, greift Ullmann auf seine Erlebnisse und Erfahrungen im Ersten Welt-krieg zurück, Textstellen im Libretto und musikalische Zitate und Strukturen beweisen dies.
Durch meine Recherche und Forschung zu Ullmanns Militärdienstzeit im Ersten Weltkrieg kann einwandfrei nachgewiesen werden, dass er seine Anti-Kriegsoper anhand seiner eigenen Kriegserfahrungen konzipiert hat. Denn Ullmann hat im Rahmen der Freizeitgestaltung im Ersten Weltkrieg ein Kammerorchester zur Verfügung, das bis auf drei Instrumente bereits das Kammerorchester seiner Anti-Kriegsoper ist (aus einem Akkordeon ist dann ein Harmonium geworden, aus einem Horn eine Trompete, und ein Saxophon ist noch dazu gekommen). Diese Erkenntnisse habe ich auch mit dem Biografen von Viktor Ullmann, dem Musikwissenschaftler Ingo Schultz geteilt, der mir diese Erkenntnisse auch sozusagen rückbestätigt hat. Und schon damit ist es klar geworden, dass Peter Kien nicht das gesamte Libretto geschrieben haben kann.
Und nun ist es eindeutig nachzuweisen: Peter Kien ist nicht der Librettist der Anti-Kriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder die Tod-Verweigerung", das ist einzig und allein Viktor Ullmann, wie ich durch meine eigenen Forschungen und von den wichtigen Informationen der überlebenden Künstler von Theresienstadt erfahren konnte, dies ist dann wiederum auch vom Musikwissenschaftler Dr. Ingo Schultz, dem Biografien Viktor Ullmanns, bestätigt worden. Peter Kien war lediglich der Dramaturg der Theresienstädter Proben von Ullmanns Anti-Kriegsoper, Viktor Ullmann war bei diesen Proben nicht anwesend. Ullmann hat von 1917 bis 1944 an seiner Anti-Kriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung", also von der Isonzofront der Jahre 1917/1918 bis zur Inhaftierung im ehemaligen militärischen Hochsicherheitsgefängnis der Habsburgermonarchie, ab von den Nazis als Konzentrationslager genutzt (in der Kleinen Festung durch die Gestapo ab 1940 und durch die SS ab 1941 in der Großen Festung). Ich habe diese Erkenntnisse erstmals im Programmheft der Vorstellungen meiner neuen Inszenierung von Viktor Ullmanns Anti-Kriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung" für Puppentheater im März 2019 beim Felicja Blumental International Music Festival im Tel Aviv Museum of Art veröffentlicht (Nachzulesen und abrufbar ist dieser Text unter folgendem Link: https://dada.arbos.at/downloads/Programm_hebrew_english.pdf zuletzt am 18. Mai 2019). Für die tatsächliche geplante Theresienstädter Aufführung, die 1943 / 1944 vorbereitet und geprobt worden ist, Hat Peter Kien Texte verfasst. "Der König von Atlantis oder Der Tod dankt ab" ist nun der Titel gewesen. Den einzelnen Bildern sind nun Texte von Peter Kien vorangestellt worden, Zwischentexte, die den dramaturgischen Sinn von gesprochener Dekoration erfüllen. Diese Texte sind der Rolle des Lautsprechers zugeordnet worden. Die Theresienstädter Bühnenfassung von Peter Kien beginnt mit dem Prolog, danach folgt ein Kienscher Zwischentext als gesprochene Dekoration für das erste Bild mit der ersten Arie des Harlekin, dem Duett Harlekin/Tod und der ersten Arie des Todes. Vor dem zweiten Bild erneut ein Kienscher Zwischentext, wobei zu bemerken ist, dass das ganze Bild "Kaiserpalast" auf die gesprochene Dekoration reduziert worden ist. Das dritte Bild beginnt erneut mit einem Kienschen Zwischentext und anschließendem Duettino Harlekin und Mädchen. Auch das vierte Bild beginnt wieder mit einem Kienschen Zwischentext, danach folgt die Arie des Harlekin "Schlaf Kindlein schlaf", die zweite Arie des Todes und als Schluß die Arie "Des Kaisers Abschied" (Entnommen aus dem Essay: Herbert Gantschacher "Legenden und Fakten" ein Diskurs über Aufführungspraxis und den Stand der wissenschaftlichen Forschung zur Oper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung" im Jahr 1995, Programmheft zur Theresienstädter Erstaufführung durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater am 23. Mai 1995, 51 Jahre nach dem Ende der Proben an der Theresienstädter Bühnenfassung, deren Ende heute nicht rekonstruiert werden kann, wie mir Herbert Thomas schon 1998 berichtet hat, dies ist in meinem Film "Spuren nach Theresienstadt - Tracks To Terezin" aus dem Jahr 2007 festgehalten, nachzusehen auch unter: https://www.youtube.com/watch?v=fyN-oAby5VI, zuletzt abgerufen am 18. Mai 2019). Das ist die Theresienstädter Bühnenfassung, an der Viktor Ullmann nicht mitgearbeitet hat. Ausdrücklich festzuhalten ist auch, dass Viktor Ullmann an den Theresienstädter Proben nicht beteiligt gewesen ist.
Viktor Ullmann hat seine Partituren in Theresienstadt vor dem Transport nach Auschwitz an Mithäftlinge weitergegeben. Emil Utitz, der Leiter der Bibliothek in Theresienstadt - dort komponierte Ullmann - erhielt die Noten von Ullmann zur Aufbewahrung. Utitz übergab dann die Noten an H.G. Adler, und von H.G. Adler fand der Autograph der Oper seinen Weg leider zu einem Herrn Woodward, mit ihm begann dann die Legendenbildung, denn Woodward behauptete, das Werk sei von Ullmann nicht fertig komponiert worden, er, Woodward, habe dies nun fertig gestellt, dazu habe ihm Ullmann quasi als Medium die Hand geführt. Woodward hatte das fertige Werk Ullmanns umgestellt, neu arrangiert und auch neu instrumentiert. Ursprünglich war Karel Berman für die Amsterdamer Produktion als Sänger für die Partie des Todes vorgesehen. Diese Absicht wurde nicht realisiert, denn Berman kannte die Originalversion Jahrzehntelang wurden auch keine Tantiemen an die Erben bezahlt - Viktor Ullmann konnte im Sommer 1939 zwei seiner Kinder, Felicia und Johannes, mit einem Kindertransport nach Großbritannien schicken. Beide Kinder mussten dort über Jahrzehnte in einer Psychiatrie leben, weil sie die Trennung von den Eltern derart psychisch belastet hatte. Die Lebenssituation der beiden verbesserte sich erst, als Felicia und Johannes von Gerichts wegen als Erben Anfang der neunziger Jahre eingesetzt worden sind. Bis zu diesem Zeitpunkt sind für die Werke Ullmanns keinerlei Tantiemen zur Begünstigung der beiden Erben, Felicia und Johannes Ullmann, ausbezahlt worden. Johannes Ullmann ist im Jahr 2013 verstorben, seine Schwester Felicia lebt in einem betreuten Umfeld in der Nähe der Psychiatrie, in der sowohl sie als auch ihr Bruder über Jahrzehnte verwahrt waren, nur weil niemand für sie ihre Rechtsansprüche durchgesetzt hat. So lange konnte sich Herr Woodward seines todsicheren Geschäftes mit Ullmanns Oper sicher sein. Doch dann wurde der Eiserne Vorhang aus der Mitte Europas herausgerückt, die Zugänge zu überlebenden Künstlerinnen und Künstlern aus Theresienstadt sowie Quellen zu wurden dadurch in Ost und West massiv erleichtert.
Dem Anwalt Hubert Best gelang es, dem Geschwisterpaar (Felicia und Johannes Ullmann) die ihm zustehenden Tantiemen aus den Werken des Vaters zu sichern fast 50 Jahre nach dessen Tod. Das war gar nicht so einfach, wie sich das der juristische Laie vorstellt: „Als erstes war die Frage zu klären, welches Recht angewendet werden konnte. 1944 war es deutsches Recht, heute ist es polnisches. Die nächste Schwierigkeit lag in der Frage des Testaments, denn Ullmann starb ohne letzten Willen. Es gab sogar den Streitpunkt, ob man beweisen könne, dass Ullmann tatsächlich tot sei, weil es keine Sterbeurkunde gibt. Schließlich konnte das alles geklärt werden, und es wurde festgestellt, dass das Urheberrecht an seinem Werk besteht bis 70 Jahre nach seinem Tod. Und es wurde festgestellt, dass diese Urheberrechte nunmehr bei seinen Kindern sind.“
Zum ersten Mal wurde "Der Kaiser von Atlantis" in einer Bearbeitung des Herrn Woodward 1975 gespielt, die im Jahr 1976 in Brüssel und Spoleto wieder gespielt worden ist, diese Einrichtung wurde auch für die erste US-amerikanische Aufführung im April 1977 von der San Francisco Opera verwendet. Am 18. Mai 1977 präsentierte das New Opera Theater New York seine Premiere im Lepercq Raum der Brooklyn Academy of Music. Alle diese Aufführungen wurden von Herrn Woodward geleitet.
Im Jahr 1981 erarbeiteten Michael Graubart und Nicholas Till eine Ausgabe, die der von H. G. Adler geretteten Partitur weit getreuer folgte. Sie verwarf aber nicht alle Entscheidungen des Herrn Woodward. Die Ausgabe von Graubart und Till war die Grundlage für die britische Premiere vom 15. Mai 1981 des Studio Theatre of Morley College in London und den Vorstellungen im Imperial War Museum im Mai 1985.
Eine Rekonstruktion der ursprünglichen Partitur wurde von 1993 bis 1998 in meinem Auftrag für ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater durch Ingo Schultz gemacht auf Grundlage des Autographen von Viktor Ullmann sowie anhand von Dokumenten und Berichten von überlebenden Künstlern aus Theresienstadt: Karel Berman (dem Sänger der Partie des Todes der Theresienstädter Proben und dessen Rollenbuch der Oper, von dessen Rollenbuch ist auch die Schreibung "Todt-Verweigerung" in diesem Text übernommen worden), Herbert Thomas Mandl (Violinist in Projekten von Ullmann in Theresienstadt) sowie Paul Kling (Geiger und Konzertmeister der Theresienstädter Proben der Oper). Zum ersten Mal sind somit überlebende Musiker des Lagers an einer Produktion mitbeteiligt worden. Darauf legte ich als Regisseur und Produzent größten Wert, denn die Ausgabe erarbeitet von Schultz, Berman, Kling und Mandl war die Grundlage der Produktion von ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater, die in Österreich (Klagenfurt, Hallein, Wien 1993- 2001), in der Tschechischen Republik 1993 in Prag im Národní Památník (Tschechische Erstaufführung der Oper - Musiktheaterproduktion des Jahres 1993 in der Tschechischen Republik), sowie 51 Jahre nach der Generalprobe 1995 in Theresienstadt, ferner 1998 im Prager Messepalast, außerdem in Deutschland (Hellerau, Dresden 1994), Schweden (Stockholm, Kulturhuset 1995), Kanada (National Arts Centre Ottawa, Montreal 1994-1996) und in den Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 1998 im United States Holocaust Memorial Museum in Washington D.C. und Los Angeles Museum of the Holocaust im American Legion Gebäude in Hollywood unter der Schirmherrschaft von E. Randol Schoenberg, dem Enkel des Komponisten Arnold Schönberg gespielt worden ist.
Nun hat ARBOS die neuesten (Er) Kenntnisse in eine Neuinszenierung in der Fassung für Puppen- und Figurentheater eingearbeitet. Die Puppen und Figuren - ca. 50 cm hoch - sind neutral gestaltet. Die Vorstellung beginnt, indem im Beisein des Publikums die Bühne aufgebaut wird und die Puppen angezogen werden. Dann beginnt das Spiel.

Verwendete Quellen: Herbert Gantschacher "Viktor Ullmann - Zeuge und Opfer der Apokalypse - Witness and Victim of the Apocalypse - Testimone e vittima dell'Apocalisse - Priča in žrtev apokalipse - Svědek a oběť apokalypsy - Ungekürzte Originalausgabe in deutscher und englischer Sprache mit Zusammenfassungen in italienischer, slowenischer und tschechischer Sprache, ARBOS-Edition, ISBN 978-3-9503173-3-6, Arnoldstein-Klagenfurt-Salzburg-Wien-Prora-Prag, erste Auflage 2015, zweite Auflage 2019 und dritte Auflage 2020 mit neuen Vorwörtern. Herbert Gantschacher "'Ich bin der Tod, ich habe überlebt' - Begegnungen mit Karel Berman" musica reanimata, mr-miteilungen Nr. 99, Berlin Dezember 1999, abrufbar unter: https://www.arbos.at/ullmann/downloads/HG_Karel_Berman_mr_2019%20-%20BS_VB.pdf



„Die Weise von Liebe und Tod
des Cornets Christoph Rilke“
„Hölderlin-Lieder“
„Wendla im Garten“
von Viktor Ullmann


Originalfassungen erstellt nach der Originalpartituren des Komponisten
Inszenierung: Herbert Gantschacher
Puppen: Burgis Paier
Klavier: Christoph Traxler
Es singen und spielen: Rupert Bergmann (Bassbariton) und Werner Mössler

EINE PRODUKTION VON
ARBOS - GESELLSCHAFT FÜR MUSIK UND THEATER


In einem Brief vom Frühjahr 1918 an seine damalige Freundin Anny Wottitz bittet Viktor Ullmann um die Zusendung von Literatur an die Front Unter den Büchern befindet sich auch Rilkes Gedicht in Prosa „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“.
Rainer Maria Rilkes Gedicht beschäftigt sich mit der Situation des Cornets Rilke im Krieg gegen die Türken, in dem er schließlich den Tod findet. Die Situation des Heldentods trug dazu bei, dass das Werk im Ersten Weltkrieg von vielen Soldaten euphorisch gelesen wurde, was jedoch nicht der Position des Dichters zu seinem Werk entsprach. 1910 und 1912 war Rilke Gast auf Schloß Duino in der Nähe von Triest. Im Ersten Weltkrieg verlief von 1915 bis 1917 hier die Front während der zwölf Isonzoschlachten. Rilke selbst tat während des Ersten Weltkrieges Dienst im Kriegsarchiv in Wien. Ullmann tat während des Ersten Weltkrieges in der Nähe von Duino 1918 als Fähnrich (Cornet) Dienst. Ullmann war im Frühjahr 1918 in der Nähe von Duino als Soldat auf einem Beobachtungsstand und hat während seiner Stationierung in Barcola bei Triest den Gedichtzyklus in Versen wiedergelesen. Ullmann hat 1944 im KZ Theresienstadt aus dem Werk ein Melodram gemacht. Die Textfassung für das Melodram hat er selbst geschaffen.
Brief
Brief Ullmanns von der Front wegen Rilke (links) Schloss Duino gesehen vom Beobachtungsstand (Mitte) – Titelblatt der Theresienstädter Vertonung Ullmanns von Rilkes Gedicht (rechts).

Ebenfalls in Theresienstadt sind im Jahr die „Hölderlin-Lieder“ 1943 entstanden, die Ullmann zu den Gedichten „Abendphantasie“, „Wo bist du?“ und „Der Frühling“ von Friedrich Hölderlin (1770-1843) komponiert hat, die die existentielle Situation des Dichters Hölderlin umreißen und durchaus in Korrespondenz zu Viktor Ullmanns Situation in Theresienstadt zu sehen sind.In Theresienstadt wiederkomponiert aus der Erinnerung hat Viktor Ullmann „Wendla im Garten“ nach Frank Wedekind, das er erstmals 1918 komponiert hatte. Somit knüpft Ullmann in seiner Theresienstädter Zeit ganz bewusst an die Zeit des Großen Krieges 1914-1918 an, denn Ullmann verweist im Autographen ausdrücklich auf das Entstehungsjahr 1918 hin und bezieht sich auch in der Widmung vom 30.Juli 1944 an Friedl Dicker-Brandeis, die ebenfalls in Theresienstadt inhaftiert ist, ausdrücklich auf den 30.Juli 1918: „Sind wir anders als vor … Jahren, da ich Dir, liebe Friedl, das nämliche Lied zum Geburtstage widmete? Nein, wir zwei sind zueinander ‚die Alten’ geblieben und bleiben es.“
Friedl Dicker-Brandeis und ihre „Bubikopf“-Frisur sind auch Paten für den Charakter gleichen Namens in der Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung“ gewesen. Viktor Ullmann wird am 18.Oktober 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet.


"Theresienstadt 1914 - 1944.
Lieder aus und zwischen den Kriegen"

Konzert mit Liedern von Viktor Ullmann in Korrespondenz zum Großen Krieg 1914-1918 (mit Originalliedern Ullmanns aus dem Ersten Weltkrieg und rekonstruierten Liedern Ullmanns erstellt von Wolfgang Pillinger nach Recherche von Herbert Gantschacher, Lieder nach Gedichten und Texten von Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Richard Dehmel, Viktor Ullmann) für Sopran, Bassbariton und Klavier, kuratiert, produziert und in Szene gesetzt von Herbert Gantschacher

Der Komponist Viktor Ullmann hat im Rahmen der Freizeitgestaltung im Ersten Weltkrieg während seines Militärdienstes an 47 Kompositionen gearbeitet, darunter auch Lieder, die zum Teil im Original erhalten sind und zum Teil deren Melodien und Texte erhalten sind, die dann vom Komponisten Wolfgang Pillinger rekonstruiert worden sind.

Es singen Katrin Koch (Sopran) und Rupert Bergmann (Bassbariton) begleitet am Klavier von Andreas Fröschl.
1. "Präzision, meine Herren, ist die Hauptsache" (dadaistische Komposition)
Ensemble
2."Aus jungen Tagen" Karl Kraus (Wolfgang Pillinger) Sopran
3. "Unser Liebeslied" Else Lasker-Schüler (Wolfgang Pillinger) Sopran
4. "Die Königin" Else Lasker-Schüler (Wolfgang Pillinger) Sopran
5. "Unser Liebeslied - Der Schlanken in Grazie" Else Lasker-Schüler (Wolfgang Pillinger) Sopran
6. "Komm an mein Feuer mein Weib" Richard Dehmel (Wolfgang Pillinger) Sopran
7. "Wendla im Garten" Frank Wedekind
Sopran
8. "Marsch" Theodor Kramer
Ensemble
9. "Das Liederbuch des Hafis" Nachdichtung von Hans Bethge
a. Vorausbestimmung
b. "Betrunken"
c. "Unwiderstehliche Schönheit"
d. "Lob des Weines"
Bassbariton
10. "Little Cakewalk"
Sopran
11. "Chinesische Lieder" Nachdichtungen von Klabund
a. "Wanderer erwacht in der Herberge"
b. "Der müde Soldat"
Bassbariton
12. "Hölderlin-Lieder"
a. Abendphantasie
b. "Sonnenuntergang"
c. "Der Frühling"
Sopran
13.a. "Das waren Kriege" erste Arie des Todes
13.b. "Ich in der Gärtner Tod" zweite Arie des Todes aus der Anti-Kriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung" Bassbariton
14. "Immer inmitten" nach Gedichten von Hans Günther Adler
a. "Immer inmitten"
b. "Vor der Ewigkeit"
Sopran
c. "Abschied"
d. "Es ist Zeit"
Ensemble









Prof. Dr. Jean-Jacques Van Vlasselaer
Senior Advisor to the President and VP Research
University of Waterloo (till July 2021)
Music writer; music critic with more than 3000 articles.
Creator of more than 80 podcasts on classical music works and history for the
NATIONAL ARTS CENTRE / CENTRE NATIONAL DES ARTS
E-Mails: jvanvlas@uwaterloo.ca + jvanvlas@icloud.com
Tel: +1-613-2321370


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